Christliches Krankenhaus
Quakenbrück
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Jubiläum zur 30-jährigen Gründung der Fachabteilung Psychiatrie und Psychotherapie (3)

Festakt in der Arche, 7.11.2008

(von links) Landrat Manfred Hugo, Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Gerdes, Geschäftsführer Heinrich Titzmann, Dr. Boris Robbers, Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, ehemaliger Chefarzt Dr. Klaus Stutte, Chefarzt Prof. R. J. Boerner, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Paul Ludwig, MdL Reinhold Coenen, Bürgermeister Wolfgang Becker
Foto: A. Lüders

Vor 90 geladenen Gästen des Krankenhauses mit Vertretern aus Politik, Gesundheitswesen und Öffentlichkeit fand in der Arche der offizielle Festakt zum 30 – jährigen Bestehen der Fachabteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Christlichen Krankenhaus statt.

In seiner Eröffnungsansprache würdigte der Geschäftsführer des CKQ Heinrich Titzmann die Pionierarbeit des bis 2004 amtierenden Chefarztes Dr. Klaus Stutte, der großartiges geleistet und den Grundstein der 30 – jährigen Erfolgsgeschichte gelegt habe, die von dem jetzigen Chefarzt Prof. Reinhard J. Boerner als „neuem Motor“ aus München konstruktiv fortgeschrieben und weiterentwickelt werde.

Landrat Manfred Hugo, der die Klinik seit ihrer Gründung kennt, betonte, dass sich das Haus II seit seinen Anfängen einen hervorragenden Ruf „einer kleinen, aber feinen Abteilung mit exzellenter Atmosphäre und Versorgungsqualität“ erarbeitet habe und genieße.
Mit dieser Abteilung habe das Christliche Krankenhaus schon sehr früh mit einer über die Grenzen des Landkreises herausgehenden, zukunftsorientierten Spezialisierung begonnen, so dass das CKQ mit der Diabetologie, der Podologieschule sowie mit der Psychiatrie ein besonderes Krankenhaus der Region darstelle.
Für ihn sei die fachlich und personelle Qualitätsmedizin auch und gerade im Haus II in Zeiten eines die Versorgung gefährdenden zunehmenden Ärztemangels besonders zu würdigen.

Der Bürgermeister der Stadt Quakenbrück, Wolfgang Becker, lobte die Klinik als „Vorbild für viele weitere Einrichtungen“ und „Impulsgeber für künftige Entwicklungen“.
Er rief die Verantwortlichen dazu auf, auch weiterhin den Mut zur Umsetzung innovativer Konzepte aufzubringen.
An die Politik appellierte er, „diese so gut aufgestellte Klinik“ aktiv zu unterstützen.

Dr. Boris Robbers, Leiter des Referats Krankenhausplanung des Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit sprach in Vertretung der krankheitsbedingt nicht anwesenden Staatssekretärin Frau Dr. Christine Hawighorst.
In seiner Rede ging Herr Dr. Robbers zunächst auf die positive Entwicklung in der Versorgung psychisch Kranker im Fach Psychiatrie in den letzten 30 Jahren genommen habe ein.
Es sei gelungen, die Versorgung psychisch Erkrankter nachhaltig zu verbessern und einen deutlichen Beitrag zur Entstigmatisierung zu leisten.
Zu den zukünftigen Herausforderungen für die psychiatrische Versorgung gehöre es, eine zunehmende Zahl von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu behandeln.
Nach der Prognose der WHO werden Depressionen im nächsten Jahrzehnt an die Spitze der Krankheiten noch vor den Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufrücken.
Auch die drastische Zunahme von Arbeitsunfähigkeiten aus psychischen Gründen gäbe Anlass zur Sorge.
Der Mangel an Fachärzten und Ärzten in den Fächern Psychiatrie und Psychotherapie sei hier besonders bedenklich.
Eine Herausforderung sei die Frage, wie das Aufgabengebiet der Psychosomatik in Verbindung oder Abgrenzung zur Psychiatrie zu definieren sei.
Er stellte die Zukunftschancen des Hauses mit seinen integrierten und differenzierten Behandlungsangeboten, der engen Verbindung von Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik zur somatischen Medizin sowie der frühzeitigen Konzeption der Psychosomatik mit eigenständiger Krankenversorgung als zweite Abteilung dieser Art in Niedersachsen besonders heraus.
Abschließend wünschte Herr Dr. Robbers der Klinik weiterhin viel Erfolg auf „dem schon sehr gut beschrittenen Weg“.

Chefarzt Prof. Reinhard J. Boerner nahm in seiner Hauptrede Stellung zur „Gegenstandsbestimmung und Zukunftsaufgaben einer integrierten Seelenheilkunde im Spannungsfeld von Hirnforschung und Psychotherapie“.
Er betonte zunächst die revolutionären Fortschritte in der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen in den zurückliegenden drei Jahrzehnten.
Hierzu zählte er die Entwicklung bildgebender Verfahren, die Einführung von therapeutischen Leitlinien, die Entwicklung einer breiten Palette nebenwirkungsarmer Medikamente zur Therapie von schweren Störungen wie Demenzerkrankungen, die Etablierung störungsspezischer und geprüfter Psychotherapieverfahren sowie die Zulassung von Psychologischen Psychotherapeuten in der gesetzlichen Krankenversorgung.
Er betonte die Modellhaftigkeit vieler Entwicklungen in der Klinik, die von dem ersten Chefarzt Herrn Dr. Stutte bis 2004 realisiert oder vorweg genommen wurden und beispielgebend waren für die Neugründungen weiterer psychiatrischer Abteilungen in Niedersachsen, wie die erstmalige Erprobung verhaltenstherapeutischer Verfahren bei Psychotikern in einer Versorgungsklinik in den 1980´er Jahren, die Begründung einer integrierten psychosomatischen Station mit psychoanalytischer Ausrichtung, die Einführung einer Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie / -psychotherapie, die enge Verzahnung mit der somatischen Medizin zur Optimierung der Versorgung psychisch wie somatisch Erkrankter sowie die fachliche Spezialisierung der Stationen mit der Einführung einer eigenen gerontopsychiatrischen Station.
Bei dieser rasanten fachlichen Entwicklung der Disziplinen der Psychologischen Medizin seien aber Zentrifugalkräfte freigesetzt worden, die zu einer zunehmenden Zersplitterung der Fachdisziplinen (Psychiatrie, Psychosomatik, Klinische Psychologie) geführt hätten, so dass die alte Spaltung von „Psyche und Soma“ bedauerlicherweise fortlebe und trotz aller Bekenntnisse zur Integration der Psychowissenschaften sowie zu einer Dekade des Gehirns oder einer Neuropsychotherapie nicht überwunden worden sei.
Auf dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung der inhaltlichen Konzeptionen sowie der Versorgungsaufgaben der einzelnen Fachgebiete sei diese Entwicklung durchaus nachzuvollziehen und wirke bedauerlicherweise bis heute fort.
Die Psychiatrie habe sich von ihrem Beginn her, basierend auf dem Axiom des Psychiaters Griesingers „Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten“, vorwiegend als biologisches Fach definiert, in den psychiatrischen Kliniken seien vor allem Patienten mit schweren Erkrankungen wie Schizophrenien, geistigen Behinderungen und Alkoholismus behandelt worden.
Sigmund Freud habe zu Beginn des 20. Jahrhunderts hierzu eine völlig konträre Position bezogen und in seiner Psychotherapiekonzeption erstmalig ganz auf das Verstehen seelischer Prozesse gesetzt.
In seiner Praxis in der Wiener Bergstraße, nur wenige hundert Meter von der universitären Anstaltspsychiatrie entfernt, seien gut betuchte bürgerliche Patienten mit neurotischen Störungen behandelt worden, eine völlig andere Klientel als in psychiatrischen Kliniken.
Die fachliche Trennung und Ablösung einer psychodynamisch ausgerichteten Psychosomatik von der Psychiatrie, die weltweit ein Unikat darstelle, sei auch ein Ergebnis dieser theoretischen Spaltung, eines unterschiedlich formulierten Versorgungsauftrages sowie eines gescheiterten Dialogs zwischen den Fachrichtungen.
Die Verhaltenstherapie als dritte Säule in der Behandlung seelischer Störungen positioniere sich mit ihrer empirisch wissenschaftlicher Ausrichtung deutlich näher dem Konzept einer evidenzbasierten Medizin, lehne aber den Krankheitsbegriff ab und betone die theoretische Eigenständigkeit.
In der Versorgung stehe diese Richtung für die Versorgung Schwersterkrankter ebenfalls nicht zur Verfügung.
In dieser Situation drohe die Psychiatrie in eine randständige Position der Versorgung schwererkrankter Patienten sowie bestimmter Krankheitsgruppen mit der Gefahr der erneuten Stigmatisierung ihrer Patienten gedrängt zu werden.
In vier Punkten fasste Dr. Dr. Reinhard J. Boerner seine Zukunftskonzeption für die Psychofächer und die Versorgung psychisch Erkrankter im Christlichen Krankenhaus zusammen:

1. Die theoretische und klinische Verbindung von Neurobiologie, Psychologie und Psychotherapie
Ausgehend von Eric Kandel sei es wesentlich, alle Fachrichtungen aufzunehmen und ihre möglichen Wechselwirkungen zu sehen.
Nur eine integrative Sichtweise sei geeignet, der Vielfalt menschlichen Lebens und Leidens im psychischen Bereich gerecht zu werden.
Er forderte einen Dialog, statt Ideologien, eine geistige Offenheit und Toleranz

2. Empirische Orientierung
Dies bedeute, Denken und Handeln in Psychiatrie und Psychotherapie rational auf Plausibilität und Wirksamkeit zu prüfen, um daraus für die Patienten eine individuell optimale Behandlung möglich zu machen.

3. Methodischer Pluralismus
Dies bedeute, unterschiedliche theoretische Ansätze in Diagnostik und Therapie grundsätzlich gelten zu lassen und aufeinander zu beziehen, statt sie auszugrenzen und zu ideologisieren.

4. Die enge Verzahnung von Psychiatrie und Psychosomatik
Dies bedeute, beide Fachgebiete als Teil einer fachlich- inhaltlichen und versorgungsstrukturellen Einheit zu begreifen und die fachlichen Aufgaben und Möglichkeiten dieser Richtungen durch eine wechselseitigen Bezug und Austausch zum Wohle der Patienten zu entfalten.

 

Chefärztin
Manoshi Pakrasi
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie

 

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Leitender Oberarzt
Dr. med. Matthias Kaufold
Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie

Oberärztin
Dr. med. Christine Lichtblau
Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie

Leitende Dipl.-Psychologin
Martina Hasenpatt
m.hasenpatt@ckq-gmbh.de